Visuelle Gestaltung bedeutet für das Wiener Team Bohatsch und Partner nicht einen Stil im Sinne einer Handschrift, sondern Standards im Sinne einer Methode zu entwickeln. Tatsächlich hat sich das von Walter Bohatsch (Jahrgang 1949) 1983 gegründete Büro hohe Maßstäbe gesetzt, was die Ergebnisse, aber auch den Grad ihrer argumentativen Ableitung angeht. Das Büro vertritt eine rationalistische Designauffassung, die den Anspruch erhebt, eine möglichst genaue visuelle Entsprechung für den jeweiligen Inhalt zu finden. Dieses Ideal verfolgen Bohatsch und seine drei Partner – unter ihnen Julia Krauth (Jahrgang 1977) – undogmatisch und mit einer am Experiment ausgerichteten, offenen Methode. Die vielfach ausgezeichneten Gestalter haben 2007 unter dem Titel »Continuously« ein Buch über die eigene Arbeit vorgelegt, für die das Verhältnis von Kontinuität und Variation charakteris-tisch ist. Dasselbe gilt für die »visuellen Profile« von Kultureinrichtungen und Wirtschaftsbetrieben wie der Österreichische Nationalbibliothek, dem MAK oder der Skiregion Arlberg, die als dynamische visuelle Systeme konzipiert, diesen Unternehmen jeweils zu einer präzisen, lebendigen Identität verhelfen.
www.bohatsch.at
Julia Krauth und Walter Bohatsch zum Entwurf
Der Fingerabdruck steht sinnbildlich als Inbegriff für Identität und Einzigartigkeit. Die Frage nach der Identität eines Landes ist nicht nur ein nationales, sondern ein globales Thema. So wird der grafische Entwurf der »Marke Österreich« den Gegenstand der Identifikation jedes einzelnen Interpreten ans Tageslicht spülen.
Insel der Seeligen im Strömungsfeld der Migration, Zentrum der Gegenwart, Narbe der Vergangenheit, oder ...?
Dass die Marke in Originalgröße einen 1:1-Daumenab-druck beim Aufkleben derselbigen wiedergibt, bleibt Ironie der Interaktion selbst.