Café Central
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Zur Person
Der Brasilianer Age de Carvalho (Jahrgang 1958) ist Designer und Dichter und hasst das Ungefähre. Obwohl er visuelle Gestaltung und Literatur strikt trennt, sind die Reduktion auf das Wesentliche und der Verzicht auf Rhetorik Merkmale, die sowohl seine grafischen Arbeiten als auch seine Lyrik auszeichnen. Als Autor ist Carvalho prädestiniert, sich bei der Gestaltung von Magazinen und Büchern in die Rolle des Lesers zu versetzen. Seine Publikationen sind organische Kompositionen, die visuellen Genuss bereiten, weil das Design zwar für die Dramaturgie sorgt, sich aber nicht in den Vordergrund drängt. In den Jahren von 1987 bis 1991 entwickelte Carvalho als Art-director des »Wiener« für die damals neuartigen journalistischen Inhalte eine aufregende Bildsprache, deren Kraft weit über Wien ausstrahlt. Eine ähnliche Innovation gelingt ihm mit dem Telekom/Falter-Magazin ».copy«, das oftmals international ausgezeichnet mit jeder Ausgabe zwischen 2001 und 2007 den Beweis liefert, dass Intelligenz und Schönheit einander nicht ausschließen. Für seine Buchverlage hat der Lyriker eine Reihe von schlichten, im Detail raffinierten Taschenbücher im Heftformat gestaltet, die der kleinen literarischen Form perfekt entsprechen. Mit dem jüngsten Gedichtband »Trans« (2010) festigt Carvalho seinen Ruf als eine der wichtigsten poetischen Stimmen Brasiliens.
www.age-graphics.com
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Age de Carvalho zum Entwurf
Bei »Café Central« handelt es sich um die erste Arbeit überhaupt, die in Österreich entstanden ist und zwar unmittelbar nach meiner Ankunft in Wien im Jänner 1987. Die drei Jahre davor hatte ich in meiner Heimatstadt Belém und in Innsbruck verbracht. Dabei fiel mir auf, dass es in allen drei Städten jeweils ein »Café Central« gab, was ich als Hinweis dafür betrachtete, dass diese Orte irgendwie miteinander verbunden sind. Ich interpretierte das als ein günstiges Zeichen dafür, dass ich in diesem Land willkommen bin. Cafés gehören zu jenen Einrichtungen, die von Ankömm-lingen zuerst angesteuert werden, wenn sie ein neues Land betreten, weshalb ich finde, dass es in jeder Stadt der Welt ein »Café Central« geben sollte. Wenn dieser Entwurf heute publiziert wird, so geschieht es zum ersten Mal. Ich hatte ursprünglich gar nicht vor, ihn zu vermarkten, sondern habe ihn all die Jahre als Andenken an meine erste Zeit in Österreich aufbewahrt.