AUSTRIJA
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Zu den Gestaltern
Als Gestalter interessiert sich das österreichisch-guatemaltekische Team Toledo i Dertschei besonders dafür wie Gesellschaft gestaltet wird. Die Auseinandersetzung mit der Rolle der Macht und ihrer Repräsentation zieht sich nicht nur durch das Werk der beiden Grafikdesigner, sondern umfasst immer auch den kritischen Blick auf die eigene Disziplin. Sprache und Schrift werden von Eva Dertschei (Jahrgang 1973) und Carlos Toledo (Jahrgang 1965) ebenso auf ihre ideologischen Komponenten hin untersucht wie wirkungsvoll eingesetzt, um Themen und Initiativen zu einer Stimme zu verhelfen, die im herrschenden Diskurs nicht ausreichend repräsentiert sind. Dabei kommt Inhalt immer vor Stil und - im Sinne der jeweiligen Sache - visuelle Wirksamkeit vor gestalterischer Eleganz. Ihre Arbeiten sind immer politisch, nicht selten plakativ und manchmal propagandistisch, aber in jedem Fall intelligent und reflektiert. Das Spektrum reicht von der Gestaltung und Konzeption einer Ausstellungsreihe wie »Remapping Mozart« im Mozartjahr 2006 über die grafische und redaktionelle Betreuung der Publikationsreihe »Bildpunkt« für die IG Bildende Kunst bis zur unentgeltlichen visuellen und inhaltlichen Unterstützung der Initiative »Erster März«, die gegen die herrschende Migrationspolitik in Österreich mobil macht.
www.liga1070.at
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Toledo i Dertschei zum Entwurf
Der feierliche Anlass zu dieser Briefmarke ist auf ihr selbst zu lesen. Sie ist in der Times New Roman (Stanley Morison, London, 1931) in 9 Punkt gesetzt und erinnert an eine Buchseite. Während in den 1930er-Jahren in Deutschland und Österreich ein ideologischer Streit um Typografie (Fraktur vs. Grotesk) entfachte, wurde die humanistische Times New Roman in aller Stille geboren und entwickelte sich zu einer der meistverbreiteten Schriften. Alle Marken in Österreich sind in deutscher Sprache gesetzt. Diese ebenfalls. Fast. Sie soll im Inland, aber auch im Ausland auf die Sprachpolitik in Österreich aufmerksam machen. Österreich ist mehrsprachig. Diese Tatsache wird oft verdrängt.
»Die Mehrheit des ›Staatsvolkes‹ spricht die homogen gedachte Staatssprache. Die Vorstellung einer homogenen sprachlichen Welt strukturiert nicht zuletzt das Denken über Sprache selbst.« (Dani Rechling: Immer Deutscher, in: Stimme, Zeitschrift der Initiative Minderheiten, Nr. 78, Wien, 2011).
Das Wort Österreich wird auch auf Roman geschrieben und ist somit international verständlicher als in deutscher Sprache.